

Mein Anspruch
Wir interpretieren neu, wir kombinieren was uns in den Sinn kommt und folgen unserer Neugierde und unserem Instinkt. Ja, und wir experimentieren – und zwar mit kleinen Mengen alter und neuer Obstsorten, Kräutern, Gewürzen und allem, was wir um uns herum so finden. Wir konfrontieren die Aromen des Obstes mit jenen gebrauchter und neuer Holzfässer, nutzen unser eigenes Quellwasser zum Verschneiden der hochprozentigen Brände und lassen uns viel Zeit beim Destillieren und Reifen. Unsere gut 60 Jahre alte Bäuchlebrennerei würde uns wohl auch nichts Anderes verzeihen.
2018 schloss ich erfolgreich die dreijährige Ausbildung zum Brenner in Offenburg ab.
„Anything goes“
überschrieb der Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend seine Überlegungen zum Fortschritt in den Wissenschaften. Ein guter Gedanke.
Wie alles begann
-
Was uns im Sommer 2014 antrieb, als wir ein kleines Hofgut mit Brennerei im Wäldental bei Oberkirch im Renchtal bezogen, war wahrscheinlich nicht völlig ausbuchstabiert. Nach Jahren des Umherziehens und beruflichen Stationen im In- und Ausland war es aber an der Zeit, sich an einem Ort in der Natur niederzulassen, an dem wir unsere Ideen und Phantasien ausleben konnten.
-
Hier an den steilen Hängen auf über 400 Meter über dem Meeresspiegel findet man wundervolle Streuobstwiesen mit altem Baumbestand, altes Wissen über die Kunst der Destillation, die Baum- und Naturpflege und ein intuitives Verständnis, dass wir Menschen, unsere Tiere und Pflanzen nur als Einheit eine Zukunft haben.
-
Seit Generationen wurde auf diesem Hof das hier in der Steillage angebaute Obst gebrannt. Die Nachbarn haben uns an ihrem Wissen über Destillation teilhaben lassen. Gleichzeitig haben wir in den vergangenen Jahren viel ausprobiert und uns professionelles Wissen angeeignet. Klar, einiges ging daneben. Denn mit Büchern kannten wir uns aus, weniger mit körperlicher Arbeit.
Der Obstbrand wird hier in der Ortenau nicht einfach als Schnaps verstanden, sondern als ein Lebenselexier, als das beseelte Ergebnis einer Lebensart, als die logische Folge einer seit Jahrhunderten perfektionierten Kulturtechnik zur Pflege der Obstbäume, von der Blüte über die Frucht bis zur Ernte und des Konservierens ihrer Aromen.
-
Obstbrände sind Kulturgut. Sie stehen für eine uralte und transnationale Destillationskunst, dessen Ursprünge im Zweistromland liegen. Die Essenz einer Frucht im Glas einzufangen, steht stellvertretend für althergebrachte Gebräuche, den Erhalt alter Sorten und die Pflege von Kulturlandschaften.
-
Es steht aber auch dafür, Kultur miteinander zu teilen, miteinander zu reden und zu genießen. Schlussendlich könnte die als eine Kultur der Gemeinsamkeit beschrieben werden.
Begleiter - Brände begleiten uns manchmal ein ganzes Leben
-
Sie wandern mit uns, ziehen von Wohnung zu Wohnung, in das erste Haus, von Stadt zu Stadt, ja sind dabei, wenn das erste Kind die junge Familie bereichert und bleiben geduldig an ihrem Platz.
-
Manchmal entdeckt man sie nach Jahren von Neuem, räumt sie nach vorne, wiegt sie in der Hand, pustet den Staub vom Glas, atmet den Duft der Früchte ein und blättert in den aufkommenden Erinnerungen. Manche verändern sich, andere bleiben ihrem Aroma treu wie am ersten Tag.